2.000 Jahre alte Bronzestatuen in hervorragendem Zustand wurden in den heiligen Bädern entdeckt

Bei archäologischen Ausgrabungen in den antiken Thermen von San Casciano dei Bagni in der Nähe von Siena wurde ein Satz von vierundzwanzig Bronzestatuen entdeckt. Sie stammen alle aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr.. Es handelt sich um die größte Gruppe von Bronzeskulpturen, die jemals im antiken Italien gefunden wurde.

Die heißen Quellen und das Mineralwasser von San Casciano dei Bagni sind seit der Antike bekannt und sollen alle Arten von Krankheiten heilen. durch Gottheiten wie Hygieia (Göttin der Gesundheit und Reinheit), Apollo (Gott der Heilung) und Asklepios (Gott der Heilung, Vater der Hygieia). Das Baden in den heißen Quellen sollte den direkten Kontakt mit den Göttern vermitteln. Wer es sich leisten konnte, ließ Bronze- oder Terrakottafiguren, die den kranken Körperteil darstellten, in den Bädern zurück. Manchmal wurden auch im Heiligtum geprägte Münzen gespendet - bisher wurden 6.000 Münzen entdeckt.

Das erste Heiligtum mit seinen Terrassen, heißen Bädern, Brunnen und Altären wurde von den Etruskern bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Im frühen 1. Jahrhundert bauten die Römer die Anlage zu einem viel größeren Komplex aus. Die Bäder wurden im 5. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Christentums geschlossen, aber nicht zerstört. Die Becken wurden mit schweren Steinsäulen versiegelt und die Gottheiten ehrfürchtig dem Wasser anvertraut. Die Götterstatuen und die Votivfiguren von Dutzenden von Generationen von Gläubigen sind noch heute in hervorragendem Zustand.

Seit Beginn der Ausgrabungen im Jahr 2019 haben die Archäologen zahlreiche Votivgaben in Form von verschiedenenKörperteile (Gebärmütter, Penisse, Arme, Beine, Ohren), die von Patienten an der heiligen Stätte zurückgelassen wurden. Die ersten komplexen Skulpturen wurden erst vor wenigen Wochen entdeckt. Die heißen Quellen und der Schlamm schufen ideale Bedingungen für die Konservierung.

Insgesamt wurden 24 große Bronzestatuen entdeckt. Die Entdeckung ist umso bedeutsamer, als die meisten Statuen in der Antike zur Wiederverwendung eingeschmolzen wurden. Die Skulpturen sind ein einzigartiges Zeugnis für den Übergang zwischen dem schwindenden etruskischen Einfluss und der Vorherrschaft Roms. Die Etrusker übernahmen nach und nach die römische Lebensweise und Kultur. Die Statuen zeigen diese Übergangszeit in Design, Stil und Inschriften. Sie wurden sowohl in etruskischer als auch in lateinischer Sprache angefertigt und zeigen die Namen von Mitgliedern mächtiger etruskischer Familien wie Velimna von Perugia oder Marcni in Siena.

Laut Massimo Osanna, dem Generaldirektor des Museumsministeriums, ist der Fund vergleichbar mit der sensationellen Entdeckung eines Paares von Bronzekriegern aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. vor der Küste von Riace im Jahr 1972. "Es ist eine Entdeckung, die die Geschichte neu schreiben wird. Mehr als 60 Experten aus der ganzen Welt arbeiten bereits daran, von Architekten über Geologen, Archäobotaniker bis hin zu Experten für Epigraphik und Numismatik", so der Archäologe Jacopo Tabolli gegenüber ANSA.

Die Stadt San Casciano hat große Pläne für dieses einzigartige Heiligtum. Auf dem Gelände soll ein archäologischer Park entstehen. Der Palast aus dem 16. Jahrhundert, der die Becken überblickt, wird zu einem Museum für die Tausenden von archäologischen Schätzen, die in den Bädern gefunden wurden.

Roman Nemec

Quellen: ansa.it, thehistoryblog.com