Neutronentechnik findet Knochen und Textilien in mittelalterlichem Reliquienschrein

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In einer mittelalterlichen Abfallgrube in der Mainzer Altstadt wurde ein sehr seltener Emaille-Anhänger entdeckt, der als Reliquienbehälter diente. Beim Versuch, sie zu öffnen, drohten irreversible Schäden. Die Experten setzten daher die Neutronentomographie ein, um den Inhalt des Kastens zerstörungsfrei zu untersuchen und seine Unversehrtheit für künftige Generationen zu bewahren.

Es handelt sich um ein griechisches Kreuz mit abgerundeten Enden und den Gesamtmaßen 6 cm x 6 cm x 1 cm. Sie besteht aus vergoldetem Kupfer mit Emaille-Dekor, das auf der einen Seite Jesus mit den vier Evangelisten in einem Quadrat in der Mitte und auf der anderen Seite Maria mit den vier Heiligen in runden Halbkreisen darstellt. Der Reliquienschrein stammt aus dem späten 12. Jahrhundert und wurde in einer Werkstatt in Hildesheim, Niedersachsen, hergestellt. Bislang sind nur drei weitere Reliquienschreine dieses Typs bekannt.

Die Konservierungsarbeiten nahmen 500 Arbeitsstunden in Anspruch, in denen Korrosionsablagerungen sorgfältig entfernt wurden. Da der organische Inhalt des Anhängers auf den ersten Röntgenbildern nicht sichtbar war, wurde die Forschung unter der Leitung von Dr. Burkhard Schillinger von der Technischen Universität München (TUM), der die Neutronentomographie mit dem ANTARES-Instrument durchführte.

Darin befanden sich fünf kleine Päckchen aus Leinen und Seide, die jeweils Knochenfragmente enthielten, bei denen es sich wahrscheinlich um Reliquien eines Heiligen oder einer religiösen Figur handelte: "Die zerstörungsfreie Untersuchung mit Neutronen war besonders nützlich, weil wir den Anhänger nicht einfach öffnen und ins Innere schauen konnten. Die jahrhundertelange Korrosion hat das Objekt als Ganzes und den Schlossmechanismus im Besonderen stark beschädigt; ein Öffnen des Anhängers hätte eine irreparable Zerstörung bedeutet", sagt Matthias Heinzel, Restaurator bei LEIZA.

"Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Knochenfragmente von einem Heiligen stammen, und wenn ja, von welchem. Ähnliche Schatullen enthalten gewöhnlich einen Pergamentstreifen mit dem Namen eines Heiligen. In diesem Fall sehen wir aber leider keine. Als archäologisches Forschungsinstitut der Leibniz-Gemeinschaft sehen wir es als unsere Pflicht an, das Objekt in seiner historischen Authentizität möglichst vollständig für zukünftige Generationen zu erhalten und zu nutzenmodernen Möglichkeiten der zerstörungsfreien Forschung an der Technischen Universität München", sagt Heinzel und fügt hinzu, dass in der Schlaufe des Anhängers ein Stück Seidenschnur entdeckt wurde: "Dies ist der erste Beweis dafür, dass diese Art von Anhänger an einer Seidenschnur um den Hals getragen werden konnte. Mit Hilfe der Neutronentomographie konnte zusätzlich die Größe der Fäden und die Trennung der Gewebestränge im Inneren des Anhängers gemessen werden."

Der restaurierte Anhänger ist nun im Rahmen der Ausstellung AUREA MAGONTIA - Mainz im Mittelalter im Landesmuseum Mainz zu sehen.

Roman Němec

Quellen: thehistoryblog.com, tum.de


Der Reliquienschrein enthält Pakete mit Knochenfragmenten und Textilien


Eines der Bilder des Innenraums


Burkhard Schillinger

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Kommentare

Je to moc krásný předmět 👍 Jsem sa dočetl, že ty neutróny ,dokážou perfektně narušit strukturu všech materiálů zejména kovů. Tož teď nevím, jestli sa jim to časem nerozpadne ,tak či tak 🤔 ale asi to mají dobře promyšlené 😁

Dobrý článek ;-)

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