Phallisches Glockenspiel aus der Römerzeit

Ein geflügeltes römisches phallisches Glockenspiel mit präzisen Details und in vollständigem Zustand wurde letzte Woche auf dem Gelände der ehemaligen römischen Stadt Viminacium in Serbien entdeckt. Es ist erst das zweite römische Tintinnabulum in Viminacium und das einzige, das in seinem ursprünglichen archäologischen Kontext gefunden wurde.

Viminacium war die Hauptstadt der römischen Provinz Moesia Superior. Die Stadt verfügte über ein großes ständiges Militärlager an der Grenze zu den Goten und das größte Amphitheater auf dem Balkan. Der Friedhof der Stadt ist der größte im Römischen Reich. Seit ihrer ersten Entdeckung Ende des 19. Jahrhunderts wird die Stadt regelmäßig archäologisch erforscht und ist eine der wichtigsten Stätten des Römischen Reiches. Die Funde in Viminacium sorgen mehrmals im Jahr für Schlagzeilen. Die aktuelle Forschung konzentriert sich auf die zivile Siedlung, die sich um den Militärstützpunkt herum entwickelt hat.

"Die Erforschung der Zivilsiedlung von Viminacium hat gerade erst begonnen und schon wurden die ersten bedeutenden Funde gemacht. Bei den Ausgrabungen in einer der Hauptstraßen der Stadt wurde das Tor eines der Gebäude entdeckt. Das Gebäude wurde durch einen Brand zerstört, bei dem die Veranda einstürzte und zu Boden fiel. In einer Ascheschicht wurde ein Objekt entdeckt, das in wissenschaftlichen Kreisen als Zinnober bekannt ist", sagte Ilija Dankovic vom Institut für Archäologie im nahe gelegenen Belgrad.

Das Tintinnabulum wurde oft neben oder direkt an Türen als Amulett aufgehängt, um das Böse abzuwehren. Sie waren in der Regel aus Bronze gefertigt und hatten viele verschiedene Formen. Sie konnten Gottheiten, Menschen, Wölfe, Löwen, geflügelte Tiere, Ungeheuer und alle Kombinationen davon darstellen. Oft ragte mehr als ein Phallus aus der Figur heraus.

Phallische Objekte oder deren Darstellungen finden sich auf einer Vielzahl römischer Artefakte, von Amuletten über Fresken bis hin zu Mosaiken und Lampen. Sie waren ein Symbol des Glücks und des Schutzes vor bösen Geistern. Für die Römer waren diese Objekte nicht erotisch oder lasziv. Dieser Teil des menschlichen Körpers wurde als wirksame Waffe gegen Unheil angesehen und war auch ein Glücksbringer. Sie werden gewöhnlich auf das 1. bis 3. Jahrhundert datiert.

Plinius der Ältere beschrieb in seinen Werken, dass kleine Kinder und Soldaten solche Amulette als göttlichen Schutz trugen. Kinder in der römischen Epoche waren häufig krank und ihre Sterblichkeitsrate war sehr hoch. Am risikoreichsten war die Zeit bis zum fünften Lebensjahr. Es ist klar, warum Mütter zu magischen Methoden griffen, um ihre Kinder zu schützen: "Aus diesem Grund hängte der Besitzer eines Hauses in Viminacium eine Tintinabulum vor seine Tür. Er glaubte, dass sie mächtige magische Kräfte besaß, die ihm helfen konnten", schlussfolgern die Archäologen in ihrem Bericht aus Viminacio.

Das neu entdeckte Glockenspiel wurde in einem Block geborgen, damit es unter Laborbedingungen sorgfältig untersucht werden konnte. Es muss nun sorgfältig gereinigt und konserviert werden, bevor es in seiner vollen Pracht der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.

Roman Nemec

Quellen: livescience.com, sveoarheologiji.com

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viminacium war die militärische und zivile Hauptstadt der römischen Provinz Obermesien vom ersten bis zum fünften Jahrhundert

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